Andachten

Motorrad-Männer-Freizeit - Andacht Herbsttagung AG MEV 2015 "Träume" - Andacht Herbsttagung AG MEV 2015 "Fluch und Segen" - Krieg auf der Straße?! Eph 6 - Spirit-Tour 2013

Motorrad-Männer-Freizeit: Worte vor der Abfahrt (Manfred Hohnhaus)

Die Straße entdecken als Spiegel des Lebens:
Es geht Auf und Ab, langsam oder flott – jeder muss seinen eigenen Rhythmus finden . . .
Sich nicht unterfordern und sich nicht überfordern lassen . . . - darauf kommt es an . . .
Genug „Kraft-stoff“ sollte an Bord sein, damit man nicht unterwegs liegen bleibt . . .
Ausblicke genießen können und die Übersicht behalten, wäre gut . . .
Kurven lesen und mit Überraschungen rechnen ebenso -
es geht Rechts und Links,
manchmal durch weite Bögen – gut einsehbar,
und um enge Ecken, die sich plötzlich hundsgemein zuziehen . . .
Alles wie im richtigen Leben . . .
Du kommst an Kreuzungen, an denen Du Deinen Weg wählen musst . . .
Sackgassen tun sich auf, die Dich zum Umkehr zwingen . . .
Ebener Asphalt bringt Dich in den „Flow“, wo alles läuft wie am Schnürchen . . .
Schlechte Wegstrecken versauen Dir die Linie und hauen Dir fast den Lenker aus den Händen  . . .
Manchmal brauchts Du einen Stop, eine Pause, denn immer nur „Powern“ geht einfach nicht . . .
„Most important is to have fun“ hat jemand mal über unser Hobby gesagt. „Wichtig ist, dass man Spaß dabei hat“ könnte man übersetzten . . .
Das geht im Alltag nicht immer – aber die nächsten Tage hoffentlich schon . . .
Vergeigen können wir es nur selbst. Hier muss keiner dem anderen mehr was beweisen . . .
XX Freunde lasst uns sein!
XX Männer – unterwegs auf der Straße des Lebens . . .
In Gottes Namen gehen wir´s an! Amen.

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Andacht Herbsttagung AG MEV 2015 "Träume" (Manfred Hohnhaus)

Menschen träumen gerne . . . - zumindest, wenn es gute Träume sind. Je nach Alter richten sie sich mehr in die Zukunft oder in die Vergangenheit: Die Jugend träumt davon, was alles geht, wenn Mann oder Frau erstmal erwachsen sind . . .
Die Alten träumen von der „guten alten Zeit“ - getreu dem Satz von Jean Paul: „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“
Wie auch immer: Sowohl die Zukunft, als auch die Vergangenheit wird meist „verklärt“, und so gehört ein Stück „Irrealität“ zu jedem Trau mit dazu . . .
Menschen träumen gerne – Männer ganz besonders: Als 16-jähriger träumte ich auf meiner Hercules K 50 RX davon, mal eine Karriere als Motorradrennfahrer zu machen . .  . Heute - mit fast 60 Jahren – fahre ich mit einem lieb gewonnenen, aber meist schon ergrauten Haufen alter Knaben durch die Hassberge . . .
Im Rückblick war ich als junger Mann ein ganz toller Hengst . . . - die unendliche Zahl von Abfuhren, die mir Mädels in der Disco erteilt haben, weil sie mich anscheinend nicht halb so cool fanden wie ich selber, habe ich vergessen . . .
Träume verklären – und doch haben sie eine ganz wichtige Aufgabe: Sie versöhnen uns mit dem, was war – und sie halten uns die Zukunft offen . . .
Wer weiß schon, ob sich nicht doch noch Entscheidendes tut oder verändert in meinem Leben? Schließlich ist es „nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können“.
George Eliot hat damit in einen Satz gefasst, was unserem männlich-spätpubertären Empfinden und Treiben entgegen kommt. Diesen Wesenszug halte ich übrigens bei Männern für „system-immanent“, will sagen: Wir bleiben ein „homo ludens“, ein „spielendes“ und ein „träumendes Wesen“ solange wir leben, denken und sind. Und unsere Wünsche und Gedanken sind unserer Realität dabei immer ein Stück voraus . . .
Das ist auch gut so! Denn meist ist es ziemlich ernüchternd zu erleben, was aus Träumen wird, die sich erfüllen. Sie verlieren ihr Wesen,
indem sie Realität werden und plötzlich einer ganz nüchternen Einschätzung unterliegen:
Die vermeintliche Traumfrau, hinter der in der Schule alle her waren, entpuppt sich bei näherem Kennenlernen halt auch nur als normales Mädchen . . , - und wenn man sich beim Klassentreffen nach 25 Jahren begegnet, erkennt man sich fast nicht wieder . . .
Das Motorrad oder Auto, das man für das Nonplusultra hielt, offenbart im täglichen Gebrauch seine Schwächen . . .
Zum Traumjob, den man unbedingt haben wollte, gehört eben auch das nüchterne und oft belastende Alltagsgeschäft mit dazu . . .
Wie gut, wenn man da noch seine Träume hat. Wie gut, wenn man „Kleine Fluchten“ kennt (so übrigens der Titel eines wunderbaren Films von Yves Yersin), auf denen man – wenigstens für Stunden oder Tage – mal alles hinter sich lassen kann . . .
Motorradfahren gehört für mich zu diesen „kleinen Fluchten“ dazu. Es öffnet Horizonte und schafft mir ein Stück „Himmel in die Seele“. Mit jedem Kilometer wird mein Herz jünger und meine alten Knochen gelenkiger. Drum hab´ ich mir letztes Jahr eine Fahrt quer durch die Republik gegönnt, denn ich war noch nie mit dem Motorrad an der Nordseeküste . . .
Ich hab´dafür ganz bewusst die FZ genommen statt der TDM, weil: Ein bisschen Anstrengung muss schon sein – schließlich bin ich tief in meinem Herzen ja immer noch ein „Supersportfahrer“. Und als ich beim Bremerhavener Fischereihafenrennen noch ältere Säcke als mich mit fast ebenso alten Motorrädern mit mächtig Spaß im Kreis hab´ fahren sehen, dachte ich ernsthaft darüber nach, ob ich das nicht noch mal probieren sollte . . .
Wie auch immer: Lassen wir unseren Gedanken und Träumen freien Lauf und genießen dabei das Gefühl: Nicht nur auf dem Motorrad und über den Wolken kann die Freiheit manchmal grenzenlos sein . . .
„In Gottes Namen!“ - Amen

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Andacht Herbsttagung AG MEV 2015 "Fluch und Segen" (Manfred Hohnhaus)

Mit 18 – ich hatte gerade den Auto- und Motorradführerschein gemacht – riskierte ich den wohl größten Streit mit meinem Vater. Es ging um meinen Wunsch, auch weiterhin Motorrad zu fahren, obwohl er mir einen kleinen Wagen schenken wollte. Mit dem Satz: „Für ein Motorrad kriegst Du von mir keinen Pfennig!“ beendete er die Diskussion. An meinem Entschluss änderte das nichts. In den Ferien arbeitete ich mir beim Kanalbau die Hände wund, bis ich das Geld für meine Suzuki GT 250 Ram-Air zusammen hatte. Den Blick, den mir mein Vater zuwarf, als ich mit ihr das erste Mal auf den Hof fuhr, werde ich nie vergessen . . . Es war eine Mischung aus Zorn und Sorge: Drei Format-füllende Abflüge mit meiner Hercules K 50 RX hatten ihn wohl an meinen fahrerischen Qualitäten zweifeln lassen . . .
Vielleicht wusste er aber auch – schließlich war er selbst jahrelang Motorrad gefahren – was mir erst im Lauf der Jahre bewusst geworden ist: Motorradfahren ist Segen und Fluch zugleich!
Vom ersteren reden wir in der Kirche oft und gerne – das letztere tritt leider in den Hintergrund. Dabei gehört es zu unserem Leben, ja unserer menschlichen Natur. Es ist wie bei so vielen Dingen, die im Grund schön sind – und unter unseren Händen doch im Nu verderben können. Es kommt eben immer darauf an, was man daraus macht . . .
Meine Großmutter fasste es in ein einfaches Bild: Bei jedem Menschen – so sagte sie – säße auf der linken Schulter ein Teufelchen und auf der rechten ein Engelchen. Während das Teufelchen uns ins Ohr flüstere: „Tue´s doch, wenn´s Spaß macht, schließlich tun´s andere doch auch!“, mahne das Engelchen zu einem behutsamen Umgang mit uns selbst und unseren Mitmenschen: „Es ist besser, Du tust das nicht! Die Folgen würdest Du sonst bitter bereuen ...“
Fluch und Segen liegen oft nah beieinander. Ja, beim Motorradfahren treffen sie sich oft im gleichen Moment: Es macht Freude, flott unterwegs zu sein, man kann sich gar in einen „Flow“ fahren, der wunderbare Glücksmomente auslöst. Es ist dann wie in einem Rausch: Man fühlt sich unbesiegbar – und kann gerade so leicht zum Opfer der Umstände werden.
Manche von Euch haben Gestern schon davon erzählt: Der Traktor, der plötzlich hinter der Kuppe auftaucht; der Bitumenfleck, der bei nächtlicher Fahrt im Regen unsichtbar war; die Selbstüberschätzung, die einen denken lässt: Wird schon gut gehen; der plötzlich erwachte Jagdinstinkt, der andere Motorradfahrer als Beute erscheinen lässt . . .
Das Teufelchen auf der linken Schulter ist mächtig und besonders gefährlich, wenn es sich hinter vermeintlich guten Argumenten versteckt: „Was soll mir mit ABS schon passieren?“ „Mein Supersportler hat ein so gutes Fahrwerk, da hab´ ich noch Reserven, wenn andere längst am Limit sind“; „Du kannst Dir ja gar nicht vorstellen, was mit modernen Reifen heutzutage alles geht“; „Nach so vielen Sicherheitstrainings macht mir keiner was vor“; „Ich war jahrelang in „der grünen Hölle“ (Nürburgring-Nordschleife) unterwegs, da ist alles andere doch eine Spazierfahrt“.
Die Eitelkeit war schon immer die Lieblingssünde des Teufels!  Der Fluch wartet mitten im Segen und erwischt uns oft gerade dann, wenn wir es am wenigsten erwarten . . . (Ich empfehle in diesem Zusammenhang den Film „Im Auftrag des Teufels“ von Taylor Hackford)
„Ich habe Euch vorgelegt Leben und Tod, Segen und Fluch  – wähle das Leben!“ ruft uns ein Wort der Bibel (5. Mose 30,19) zu. Doch ganz so einfach ist es mit unserer freien Wahl eben nicht. Jeder hat schon – ob beim Motorradfahren oder auch sonst – Situationen erlebt, wo er hinterher über sich selbst den Kopf geschüttelt hat und in ehrlicher Selbsterkenntnis sagen musste: „Das war doch völlig bescheuert, was du da gemacht hast!“
Zuwenig, so glaube ich, machen wir uns bewusst, wie zerbrechlich und gefährdet menschliches Leben - nicht nur auf der Straße – ist. Auch, wenn es sich vielleicht etwas platt anhört, so ist es doch wahr: Jeder Tag, den wir erleben dürfen, ist ein Geschenk! Und keiner von uns wäre noch da, hätten wir nicht erfahren dürfen, was die gestrige Tageslosung aus Nehemia 13,2 in die Worte fasst: „Unser Gott wandte den Fluch in Segen!“ „Unser Gott wandte den Fluch in Segen!“
Es ist nicht unser Verdienst, „bewahrt“ geblieben zu sein. Gott hat uns „in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt, und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn´ all mein Verdienst und Würdigkeit“, wie Martin Luther es in seiner Auslegung zum ersten Glaubensartikel formuliert.
Sich darauf zu besinnen, bewahrt uns nicht gänzlich davor, dass uns der Teufel auch weiterhin in die Suppe spuckt, - es kann aber helfen, zumindest ein Stück weit vorsichtiger und umsichtiger mit uns selbst und mit anderen umzugehen.
Für mich ist das eine Form von Dankbarkeit und Vertrauen einem Gott gegenüber, der es gut mit seinen Menschen – allen Menschen – meint:
„Ich habe vor Euch vorgelegt Leben und Tod, Segen und Fluch  – wähle das Leben!“
Dazu helfe uns Gott!        Amen

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Krieg auf der Straße?! Eph 6,10+11.13-17, Spirit-Tour 2015 (Heidi Gentzwein)

Mein Sohn hat einen ganz coolen Aufdruck links am vorderen Kotflügel seines weißen Polo GTI. Da steht in mittelalterlicher Schrift neben einem heulenden Wolfskopf: „Waffenschmiede Wolfsburg!“ Er findet das toll,- mit seinen 24 Jahren. Wir, als Eltern, sehen das eher kritisch! Mit Wolfsburg assoziieren wir nicht nur die Autostadt, sondern auch die Herkunft des Namens durch Adolf Hitler. Das Ganze wirkt martialisch und ich frage mich: Was soll dieser Ausspruch? Versteht er sein Auto als Waffe?! Stimmt das? Ist das Auto eine Waffe? Herrscht Krieg auf unseren Straßen?!
Wie viele Motorradfahrer sind heuer wieder ums Leben gekommen? Wieviel davon waren rücksichtslose Raser und wie viele wurden einfach übersehen? Wer von uns Pfarrern hat schon ein Kind beerdigt, das überfahren wurde oder Menschen, die bei einem Autounfall gestorben sind? Wie viele Lebensmüde missbrauchen einen Zug, um sich das Leben zu nehmen?  Wie viele Tiere sehen wir jedes Jahr plattgefahren auf unseren Straßen?
Unsere Mobilität ist nicht nur ein Segen, sondern kann auch zum Fluch werden! So manches Mal ist sie teuer erkauft und wir bringen ihr im wahrsten Sinne des Wortes Opfer dar,- nehmen sie in Kauf!
Es herrscht Krieg auf unseren Straßen! Er findet für die meisten unsichtbar und still statt. Wer an einer Unfallstelle vorbeifährt, zückt heutzutage schon mal das Handy, um das Gesehene schockiert und sensationslüstern weiterzureichen. Den Kleinkrieg bekommen wir als Motorradfahrer schon öfter mit: Da wird provozieret und angegeben,- das Gas sinnlos und überlaut  aufgedreht. Da wird gefährlich überholt, der Stinkefinger gezeigt oder man wird – selbst als Frau- übel beschimpft, wenn man den Zebrastreifen nicht schnell genug überquert ! Da wird die Vorfahrt erzwungen oder genommen oder man wird ausgebremst . Als Autofahrer ärgere ich mich über die Motorradfahrer, als Fahrradfahrer über die Fußgänger. Stress und Hetze, Wut und Hass entladen sich in der Fahrweise. Ihr kennt selber die verschiedenen Kriegstaktiken,- von Spielchen kann man oft schon nicht mehr reden!
Wir ziehen in den Krieg! Wir schützen uns mit Rüstungen und Technik. Was hat euer Motorrad an Technik, die euch schützen soll,- die Unfälle verhindern soll? Habt ihr sie schon mal gebraucht?! Was zieht ihr alles an, bevor ihr euch aufs Motorrad setzt! Wie ein mittelalterlicher Ritter rüsten wir uns aus : Mit Helm und Visier schützen wir unseren Kopf, mit der Sonnenblende unsere Augen. Die Jacke mit Protektoren schützt den Körper, besonders Knie und Ellenbogen, den Rücken. Wir tragen Handschuhe, Stiefel, Halstuch-und ich brauche dringend Ohrenstöpsel!
Und wie schützen wir unsere Seele?! Mit welchem Gefühl, welcher Einstellung machen wir uns auf den Weg ?!
In der Bibel schreibt der Verfasser des Briefes an die Christen in Ephesus im 6. Kapitel:
10 Noch ein letztes Wort: Werdet stark durch die Verbindung mit dem Herrn! Lasst euch stärken von seiner Kraft!
11 Darum greift zu den Waffen Gottes! Wenn dann der schlimme Tage kommt, könnt ihr Widerstand leisten, jeden Feind niederkämpfen und siegreich das Feld behaupten.
14 Seid also bereit! Legt die Wahrheit als Gürtel um und die Gerechtigkeit als Panzer an.
15 Bekleidet euch an den Füßen mit der Bereitschaft, die Gute Nachricht vom Frieden mit Gott zu verkünden.
16 Vor allem haltet das Vertrauen auf Gott als Schild vor euch, mit dem ihr alle Brandpfeile des Satans abfangen könnt.
17 Die Gewissheit eurer Rettung sei euer Helm und das Wort Gottes das Schwert, das der Geist euch gibt. (Gute Nachricht)
Eine seltsame, aber wie ich meine , wirksame Rüstung ,wird uns hier empfohlen – für den Kampf des Lebens – für den Kampf gegen das Böse – und auch für den Kampf auf der Straße: es sind Wahrheit und Gerechtigkeit, das Evangelium des Friedens, Glaube und Vertrauen, das Wort Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes. Und : Hier wir uns zugerufen: „ Seid stark in der Kraft von Gottes Stärke!“ und Gottes Stärke ist die Liebe !  Immer  wenn negative Gefühle versuchen mit mir durchzugehen , bemühe ich mich an einen anderen Ausspruch zu denken, der im Brief an die Christen in Kolossae steht: „All eure Dinge lasst in Liebe geschehen! “-  Es bringt nichts, meine Wut an anderen auszulassen! Es bringt nichts, voller Ärger meine Arbeit zu tun! Es bringt nichts, sich aggressiv im Straßenverkehr zu verhalten! Es bringt nichts, außer weiter Wut und Ärger!!
„All eure Dinge lasst in Liebe geschehen!“  Mit eine liebevollen, geduldigen Einstellung als geistiger und geistlicher Waffenrüstung kommen wir weiter! – im Leben  und auch im Straßenverkehr! Und wenn das gerade nicht geht, dann ist es mit Sicherheit besser, die Maschine stehen zu lassen und zuerst einen langen Spaziergang zu machen!                                  
Amen

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Spirit-Tour 2013 (Heidi Gentzwein)

Vergangenen Sonntag feierten wir das Erntedankfest. Wir schmückten die Kirchen mit Obst und Gemüse, mit Blumen und Lebensmitteln, um unserm Herrgott für die reichen Gaben, die wir auch dieses Jahr wieder genossen haben, zu danken und wir taten gut daran. Obwohl es uns hier in Deutschland in den letzten gut 60 Jahren nicht mehr an Nahrung gefehlt hat und wir eher mit dem Problem kämpfen, nicht zuviel und richtig zu essen, ist dies ganz und gar nicht selbstverständlich.
Ebenso wollen wir heute unseren Erntedank für die zurückliegende, oder vielleicht noch andauernde, Motorradsaison begehen. Wir danken Gott, dass wir heute noch hier stehen dürfen und für die Nahrung unserer Seele, die wir durch unser Hobby gewonnen haben. Eine Nahrung, die sich mit Worten schwer und mit der Formel „Freude am Fahren, Freude am Leben“ nur unzulänglich beschreiben lässt.
Frei von Verpflichtungen wähle ich meine Strecke so, dass ich aus der Fahrt den größten Genuss schöpfe. Völlig anders als im Auto wirken die Sonne, der Wind, der Regen und auch der Lärm massiv auf mich ein. Motorradfahren ist anders als Autofahren, es bedeutet eine viel höhere physische Belastung und verlangt eine ununterbrochene vollkommene Konzentration, es bedeutet für mich eine Herausforderung. Die Gefahren und Risiken beim Motorradfahren sind ungleich größer als beim Autofahren. Kein vernünftiger und auf seine Sicherheit bedachter Mensch würde Motorrad fahren.
Ich weiß nicht, wie es ihnen ergeht. Natürlich bilde ich mir ein vernünftig zu sein und möchte gesund und ohne jemand anders geschädigt zu haben nachhause kommen. Davon unbenommen schenkt mir das Motorradfahren etwas, was die Vernunft allein nicht bieten kann. Den berauschende Genuß der Beschleunigung, die Befriedigung einer besonders gelungenen Kurvenkombination, das Gefühl, dass ich mich nicht bereits von drohendem Regen habe abschrecken lassen, erschöpft aber zufrieden nach einer langen Tour nachhause zu kommen gibt mir das Gefühl, einer Herausforderung gerecht geworden zu sein. (Eine andere Ehefrau würde an dieser Stelle vielleicht sagen: „Dann such dir doch bitte eine andere Herausforderung, die weniger gefährlich ist!“ Was ich ihr dann sagen würde, müsste ich mir erst noch überlegen.)
Zugleich „erfahre“ ich mir meine Umwelt in einem Maße, das ich zufuß gar nicht, mit dem Fahrrad bloß sehr schwierig und mit dem Auto erst recht nicht schaffen würde. Ich lerne Straßen und Gegenden kennen, die ich mit dem Auto aus Vernunftsgründen nie „erfahren“ würde. Ich lerne Menschen kennen mit denen mich meine Leidenschaft für das Motorradfahren verbindet und ich werde mir bei jeder Fahrt bewusst, dass meine Seele bei einem Unfall in Sekundenschnelle vor ihrem Schöpfer stehen könnte. Das bringt mich unvermeidlich zu der Frage, gibt es ihn wirklich, glaube ich an ihn, wie steht er zu mir und wie stehe ich persönlich zu ihm. Zu ihm zu beten und ihn um Schutz auf meiner Fahrt zu bitten macht nur dann Sinn, wenn ich an ihn glaube.
Als Christ vertraue ich seiner Zusage, dass wir alle Kinder Gottes sind die von ihm geliebt werden und die einst sein Himmelreich erlangen werden. Wenn ich daran glaube und mich als Kind Gottes betrachte, möchte ich Gott auch in meine weltliche Familie aufnehmen. Ich suche zu erkennen, was Gott von mir erwartet und will diese Anforderungen wenigstens ebenso in mein Denken und Handeln einfließen lassen, wie ich die Meinungen und Bedürfnisse meiner Frau, meiner Kinder, meiner Eltern oder Schiegereltern oder anderer mir nahestehender Menschen einfließen lasse.
Gott ist fester Bestandteil meines Denkens und Handelns. Nicht nur am Anfang einer Motorradfahrt oder einer gefährlichen Situation. Er soll nicht wie ein Medikament in einer dunklen und wenig benutzten Ecke meines Herzens verstauben und nur bei Angst und Gefahr hervor gesucht werden. Deswegen danken wir ihm heute, für die Nahrung unserer Seele und für die zahlreichen Hilfseinsätze seiner Schutzengel, die uns so häufig vor Unfall, Verletzung oder Tod bewahrt haben.

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